Warum wir das Klammern an die weltlichen Angelegenheiten aufgeben sollten

S.H. der 17. Karmapa
Wenn wir über die weltlichen Interessen (auch die Acht Weltlichen Dharmas genannt), sollten wir verstehen, warum wir daran arbeiten sollten, sie aufzugeben.
Der Grund ist, dass sie unsere Fixierungen darstellen, die verschiedenen Arten, wie wir an den Dingen der Welt hängen.
Es spielt keine Rolle, ob diese Dinge schön oder unangenehm sind, wohltuend oder schädlich. Auf das Anhaften kommt es an -- blind, ohne Verständnis und Nachdenken -- das unsere Geist aufwühlt und uns mit gedanklichen Konzepten erfüllt.
Viele von uns mögen den Dharma und wollen ihn praktizieren. Aber oft praktizieren wir dann ernsthaft, wenn wir unglücklich sind und Probleme haben, wenn wir also bewirken wollen, dass wir glücklicher werden. Wenn wir Rückenschmerzen haben, reiben wir uns mit Gel ein und lassen uns massieren, dann fühlen wir uns etwas besser.

Unsere Dharmapraxis ist ein wenig von dieser Art. Wir denken, es ist etwas, was wir tun können, wenn es ein Problem gibt, aber am meisten zieht uns dieses Leben an, die Welt mit ihrer ganzen Unterhaltung.
Wir betrachten unseren weltlichen Besitz als entscheidend für unser Leben, als die eigentliche Quelle des Glücks. Selbst wenn wir nicht bewusst so denken, hält doch unsere unbewusste Einstellung an allen diesen weltlichen Dingen fest, als würde unser Glück hauptsächlich darauf beruhen.

Wenn wir diese Einstellung haben, dann erinnert unsere Dharmapraxis an die Behandlung von AIDS. Ich habe erfahren, dass man, wenn man AIDS hat, mit der Nahrung, die man zu sich nimmt, zuerst einmal das Virus füttert, und erst, wenn das Virus genug hat, kann die Nahrung an die gesunden Teile des Körpers verteilt werden. Etwas dieser Art geschieht, wenn wir Dharma mit zuviel Anhaftung an die weltlichen Interessen praktizieren. Diese erhalten, wie das AIDS-Virus, unsere meiste Aufmerksamkeit, während das Dharma an zweiter Stelle kommt.

(Der 17. Karmapa Orgyen Thrinley Dorje)
Übersetzung ins Deutsche: Eva-Maria Nerling am 1.11.2013)

1 Kommentar:

  1. Diese weltlichen Dinge sind ständig um uns herum. Es ist sicherlich einfacher, in einer Gemeinschaft, wie Kloster etc...die Dharmapraxis zu leben. Umso größer Empfinde ich die Aufgabe, es im Alltäglichen zu tun. Gerade das tägliche "Scheitern an den Aufgaben" ist ein wunderbarer Maßstab um zu erkennen, wie weit bin ich mit meiner Praxis und kann dann auch bewußt entscheiden, wovon trenne ich mich, auch ohne vorher eine schmerzhafte Erfahrung gemacht zu haben. Einfach, weil bestimmte Dinge nur hinderlich sind für einen Dharmaweg.Ablenkungen gibt es mehr als genug und ich kann sehr gut nach voll ziehen, warum es manchmal einfach ist, ohne Partnerschaft zu leben. Denn alles ist ja irgendwie garnicht wahr ;-) Da nichts von Existenz ist, gibt es auch keine Beständigkeit, also brauche ich mich auch nicht irgendwo anklammern:-) Dann brauche ich mir ja auch erst gar nicht die Mühe machen, etwas haben zu wollen, weil ja auch das verschwindet. Sowas entspannt ja echt ungemein ;-)...aber was mir übertragen wurde als Fürsorge, dafür möche ich auch sorgen, allerdings ist da ein Unterschied zum Halten und Festhalten. Regina Karma Sonam

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